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Restrukturierungs-News: Alix Partners, PwC Legal, Heubach

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Die Restrukturierungspraxis bei PwC Legal war für ein Jahr interimistisch besetzt. Nun hat sie mit Sebastian Zeeck einen neuen Leiter gefunden. Foto: PwC Legal und Achim Wagner - stock.adobe.com/Montage: FINANCE
Die Restrukturierungspraxis bei PwC Legal war für ein Jahr interimistisch besetzt. Nun hat sie mit Sebastian Zeeck einen neuen Leiter gefunden. Foto: PwC Legal und Achim Wagner - stock.adobe.com/Montage: FINANCE

Bis 2028 werden 450 Milliarden Euro Schulden fällig

Die Schuldenlast ist enorm. Das ergab eine aktuelle Studie von Alix Partners. Denn die Ergebnisse zeigen: Innerhalb von vier Jahren müssen deutsche Unternehmen Schulden in Höhe von rund 450 Milliarden Euro refinanzieren. Die Summe entspricht etwa 16 Prozent der gesamten Unternehmensschulden in der Europäischen Union.

Während der Pandemie haben Unternehmen demnach erhebliche Schulden aufgenommen, um wirtschaftliche Unsicherheiten zu überstehen. Obwohl sich die unmittelbaren Effekte der Pandemie abgeschwächt haben, bleiben die Nettoschulden auf einem hohen Niveau. Die gestiegenen Zinssätze verteuern die Refinanzierungskosten erheblich und erhöhen das Risiko von Insolvenzen.

Das macht alternative Finanzierungsmöglichkeiten laut Studie deutlich attraktiver, da klassische Bankkredite teurer und schwieriger zu erhalten sind. Private Debt gewinnt zunehmend an Bedeutung, wegen der größeren Flexibilität und des schnelleren Zugangs zu Kapital.

CFOs sollten sich laut Alix Partners darauf konzentrieren, das Ebitda zu steigern, das Working Capital zu optimieren und sowohl Investitionen als auch Kosten sorgfältig zu steuern, rät das Beratungshaus.

Neuer Leiter für das Restrukturierungsteam bei PwC Legal

Neuer Schwung für die Restrukturierungspraxis bei PwC Legal, dem Rechtsarm der Big Four. Sebastian Zeeck wird im November das Hamburger Büro erweitern und kommt von der Kanzlei Oppenhoff, die zum Jahreswechsel ihr Büro in der Hansestadt schließt. Mit seiner Erfahrung in Umstrukturierungen, Krisen- und Insolvenzberatung sowie gesellschafts- und konzernrechtlichen Projekten wird Zeeck die Praxisgruppe Restrukturierung und Insolvenzrecht leiten.

Die Gruppe wurde nach Christian Abel rund ein Jahr interimistisch von dem Litigator Martin Beckmann geleitet. Das Team besteht derzeit aus fünf Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten und soll zeitnah erweitert werden.

Zeeck war rund vier Jahre als Partner bei Oppenhoff tätig. 2021 wechselte er von Eversheds Sutherland, unter deren Flagge er 15 Jahre beriet, 11 Jahre davon als Partner. Der Restrukturierungsexperte bringt ferner auch Inhouse-Erfahrung mit. Zwischen 2002 und 2005 war er bei Edeka als Deputy General Counsel angestellt.

Heubach bekommt indischen Eigentümer

Der weltweit tätige Chemiekonzern Heubach hat einen neuen Eigentümer. Nachdem das Unternehmen im Mai mehrere deutsche Gesellschaften in die Insolvenz schicken musste, wurde die Gruppe nun an Sudarshan Chemical Industries verkauft. Der für seine Farbpigmente bekannte Konzern wurde im Rahmen eines kombinierten Asset- und Share-Deals an den indischen Pigmentanbieter veräußert. Damit bleiben die rund 2.800 Arbeitsplätze weltweit erhalten. Andreas Kleinschmidt (White & Case) war als Insolvenzverwalter bestellt worden.

Der Deal, der unter dem Vorbehalt der Genehmigungen der Kartellbehörden steht, schafft einen globalen Marktführer in der Pigmentindustrie. Die deutschen Standorte in Frankfurt am Main und Langelsheim sollen strategisch wichtig bleiben. Die Heubach-Gruppe ist an 19 Produktionsstandorten in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika im Bereich Farb- und Korrosionsschutzpigmente tätig.

Perimeter Protection meldet Insolvenz in Eigenverwaltung an

Der Sicherheitssystemanbieter Perimeter Protection Germany ist ins Straucheln geraten. Nun hat das Unternehmen aus Salzkotten Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Systemanbieter ist bekannt für seine Hochsicherheitslösungen wie Zaun- und Toranlagen sowie Zutrittskontrollsysteme. So greift etwa die Allianz-Arena in München auf die Systeme des Unternehmens zurück, um Besucherströme zu streuen.

Die Geschäftsführung strebt eine nachhaltige Sanierung an, heißt es in der Meldung. Unterstützt wird sie von Raul Taras als Generalbevollmächtigter und Holger Rhode als Sanierungsgeschäftsführer (beide Görg) sowie Marcus Mertens (Montag & Montag) ebenfalls als Generalbevollmächtigter. Ziel sei es, die 115 Arbeitsplätze in Salzkotten und Braunschweig zu sichern und den Betrieb im normalen Geschäftsgang fortzuführen. Als vorläufige Sachverwalterin wurde Kristin Brocker (Eckert) eingesetzt.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Auch der Baudienstleister ISG Deutschland hat ein Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet. Das in Frankfurt, Berlin und München tätige Unternehmen, das rund 100 Mitarbeitende beschäftigt, wird von einem Team der Restrukturierungseinheit Pluta beraten, darunter Philipp Konen und Ludwig Stern als Generalhandlungsbevollmächtigte. Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt, um das Verfahren im Interesse der Gläubiger zu begleiten. ISG sei aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen der Baubranche und der Insolvenz der Muttergesellschaft in England in Schieflage geraten. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, während Gespräche mit Geschäftspartnern und die Entwicklung eines Sanierungskonzepts im Fokus stehen. Auch ein Investorenprozess wird eingeleitet.

Das Diakoniewerk München-Maxvorstadt schließt. Der Insolvenzverwalter Philip Heinke (Jaffé) verkündete nach einer Mitarbeiterversammlung, dass die anhaltend hohen Defizite und die geringe Auslastung der Klinik keine andere Wahl ließen. Ein Investitionsstau und die wirtschaftlich angespannte Lage der deutschen Krankenhäuser hätten die Situation verschärft. Trotz intensiver Bemühungen um eine Sanierungslösung bleibt nur die geordnete Schließung. Diese betrifft alle Betriebsteile, einschließlich Klinik, Altenpflege und Berufsfachschule. 274 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit. Das DMM erwirtschaftete in den vergangenen Jahren bei Umsätzen von rund 25 Millionen Euro steigende Verluste im siebenstelligen Bereich.

Info

Auch das Klinikum Bad Bramstedt ist in der Krise. Die Gläubigerversammlung hat den Weg freigemacht für den Insolvenzplan. Der Sanierungsprozess wird von Rainer Eckert und Michael Schütte (Eckert) geleitet. Stefan Denkhaus (BRL) fungiert als Sachwalter. Ziel ist es, das Klinikum wirtschaftlich zu stärken. Das Verfahren war angesichts von Fachkräftemangel und steigenden Kosten notwendig geworden, um die Versorgungssicherheit in der Region zu gewährleisten.

Ein Cyberangriff im September und das schwierige Marktumfeld haben den Automobilzulieferer Schumag in Schieflage gebracht. Nun hat das Aachener Unternehmen ein Eigenverwaltungsverfahren eröffnet. Die Produktionsverzögerungen und Einnahmeverluste haben die bestehenden Liquiditätslücken verschärft. Jan Hendrik Groß und Lutz Maschlanka (RSM Ebner Stolz) leiten die Restrukturierung und sind um einen Turnaround bemüht, heißt es. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter.

Der Spezialist für Drehstrommotoren und -generatoren, die Anhaltischen Elektromotorenwerke Dessau, bekannt als AEM, hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren gestartet. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Generatoren für Wasserkraft und Schiffsbau sowie Motoren für Bergbau-, Förder-, Baumaschinen und Prüfstände. Zusätzlich haben die eng verbundenen Gesellschaften Indukmas und SMB Insolvenzanträge gestellt. Die Dessauer sind aufgrund des angespannten Marktumfelds in Schieflage geraten: „Weniger Umsätze in den Branchen der Kunden bedeuten zwangsläufig auch weniger Aufträge für AEM als Zulieferer“, sagt Geschäftsführer Reiner Storch. Die Sanierungsberater Dirk Herzig und Rüdiger Bauch (Schultze & Braun) suchen derzeit passende Investoren und prüfen weitere Sanierungsoptionen.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.