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Restrukturierungs-News: Amscan Europe, Alvarez & Marsal, SCS

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Der Partyzubehör-Hersteller Amscan Europe ist insolvent. Foto: Melissa - stock.adobe.com
Der Partyzubehör-Hersteller Amscan Europe ist insolvent. Foto: Melissa - stock.adobe.com

Partyzubehör-Hersteller Amscan Europe ist insolvent

Der baden-württembergische Partyzubehör-Hersteller Amscan Europe hat am vergangenen Dienstag Insolvenz angemeldet. Steffen Beck (Pluta) wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er verschafft sich nun einen umfassenden Überblick über die finanzielle Lage des Unternehmens, heißt es in einer Mitteilung des Insolvenzverwalters. Vorerst werde der Geschäftsbetrieb fortgeführt.

Der Händler von Dekorations- und Partyartikeln beschäftigt in Deutschland rund 200 Mitarbeiter, die zuletzt einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro erwirtschafteten. Amscan Europe gehört zur Wonder-Gruppe, einem der weltweit größten Hersteller und Händler von Dekorations- und Partyartikeln sowie Partyzubehör.

Der Konzern hat in Großbritannien ebenfalls einen Insolvenzantrag gestellt, um Sanierungschancen zu prüfen. Die Antragstellung der deutschen Gesellschaft war durch diese Situation unumgänglich, teilte der Insolvenzverwalter mit. Hierbei wurde das Unternehmen von Forvis Mazars beraten. Zuletzt habe sich die Gruppe mit einer sinkenden Nachfrage auf den internationalen Märkten für Party- und Kostümartikel konfrontiert gesehen, berichtet die „Wirtschaftswoche“.

Deloitte-Partner geht zu Alvarez & Marsal

Alvarez & Marsal hat einen neuen Managing Director im Bereich Financial and Operational Restructuring in Düsseldorf. Volker Groß ist seit Mitte Juni für das Beratungshaus tätig. Er kommt von der Big-Four-Gesellschaft Deloitte, wo er rund drei Jahre als Partner tätig war. Zuvor fungierte er 13 Jahre als Geschäftsführer von Helbling Business Advisors.

Groß hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Turnaround-Management und eigenen Angaben zufolge mehr als 30 komplexe Restrukturierungsprojekte abgeschlossen. Als CRO und CTO ist er spezialisiert auf mittelständische Familienunternehmen, besonders aus Fertigungsbranchen wie etwa Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau.

Er unterstützte etwa einen Stahlhersteller mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Neben der Entwicklung eines komplexen Restrukturierungskonzepts mussten die Bilanz um mehr als 100 Millionen Euro reduziert und 350 Millionen Euro refinanziert werden. Anschließend war er für den PMO-Prozess verantwortlich.

Indischer Investor kauft Automobilzulieferer SCS

Der indische börsennotierte Investor Suprajit kauft zum Juli den seit Dezember 2023 insolventen Automobilzulieferer Stahlschmidt Cable Systems (SCS) aus Bad Berleburg. Neben SCS Deutschland, in der das operative Geschäft gebündelt ist, übernimmt der strategische Investor gleichzeitig die gesamte SCS-Gruppe mit Standorten in Polen, Marokko, Kanada und China. Suprajit erschließt sich mit dem Distressed-M&A-Deal neue Märkte in Europa und Nordamerika.

SCS ist auf die Entwicklung und Produktion von innovativen Bowdenzügen, Entriegelungseinheiten sowie Spritzgussteilen aus Kunststoff spezialisiert. Der Zulieferer fertigt seine Produkte für die internationalen Automobilindustrie in Groß- und Kleinserien.

Für rund ein Drittel der Belegschaft hat Insolvenzverwalter Jens Lieser (Lieser Rechtsanwälte) eine Transfergesellschaft eingerichtet,  56 Arbeitsplätze in Deutschland bleiben erhalten.

Frisches Geld aus Italien für die insolvente Allgaier-Gruppe

Der insolvente Automobilzulieferer Allgaier Automotive erhält frisches Geld durch den Verkauf seiner mexikanischen Tochtergesellschaft Allgaier De Puebla. Insolvenzverwalter Fritz Zanker (Pluta) hat mit der Proma Group einen italienischen Investor gefunden. Alle 500 Arbeitsplätze der nicht insolventen mexikanischen Tochter könnten damit erhalten bleiben, so Zanker. Seit Juni 2023 befindet sich das Unternehmen in der Insolvenz.

Allgaier ist in Mexiko seit 2009 tätig und hat zwei Standorte in Puebla nahe Mexiko-Stadt sowie in Aguascalientes und stellt in beiden Produktionsstätten Pressteile und Komponenten für die in der Region ansässige Automobil- und Zulieferindustrie her. Der italienische Automobilzulieferer Proma setzt mit dem Zukauf seinen Expansionskurs fort.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Die Entwicklungsgesellschaft Blue Gate Aachen muss in die Insolvenz. Der Immobilienentwickler baut derzeit in der Nähe des Aachener Hauptbahnhofs eine Mixed-Use-Immobilie. Diese umfasst 23.500 Quadratmeter oberirdische Mietfläche, verteilt auf fünf Gebäude, in welchen unter anderem 300 Studentenapartments, ein Hotel, ein Fitnessstudio sowie Büroräume entstehen sollen.

Insolvenzverwalter Philipp Hackländer (White & Case) hat einen Investorenprozess gestartet und befindet sich bereits in Gesprächen mit mehreren Interessenten. Das Projekt sei im Innenausbau bereits fortgeschritten und Blue Gate habe schon mehrere langjährig abgeschlossene Ankermietverträge zu bieten.

Distressed M&A

Der Baukeramik-Hersteller Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer mit seiner Marke Agrob Buchtal bekommt einen neuen Investor. Die im Bauwesen tätige Meta Wolf Gruppe steigt als strategische Partnerin ein, womit das Keramikunternehmen mit allen vier Standorten fortgeführt werden kann, so die Sanierungsberater Detlef Specovius und Michael Böhner (Schultze & Braun). Die Investitionssumme liege im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Mit diesem Schritt wird die Deutsche Steinzeug entschuldet sein. Das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung stand unter der Aufsicht des Sachwalters Biner Bähr (White & Case).

Veränderungen im Vorstand bei insolventer Gigaset

Der insolvente Telefonhersteller Gigaset hat drei Vorstandsmandate verlängert. Sie wären diesen Monat ausgelaufen. Die neuen Verträge von Guoyu Du und Sean Hsin Jan Fang laufen bis Oktober 2024. Die Bestellung von Ran Tao wird um zwölf Monate verlängert. Letzterer übernimmt ab dem 21. Juni den Vorstandsvorsitz. Sein Vorgänger, Magnus Ekerot, wird aus dem Vorstand ausscheiden.

Gigaset-Insolvenzverwalter Markus Wischemeyer (White & Case) verhandelt derweil weiter mit der Gold Gear Investment, einem Konglomerat aus Singapur, über eine mögliche Investorenlösung. Ziel sei die Sanierung der Gesellschaft und die Beendigung des Insolvenzverfahrens, teilt das Unternehmen mit. Ob es dazu kommt, ist aber noch offen.      

Die neuesten Restrukturierer-Personalien

Zum Juli ernennt die Kanzlei Heuking Christina Küster zur Salaried Partnerin. Die in Hamburg ansässige Fachanwältin für Insolvenz- und Sanierungsrecht ist unter anderem Mitglied der Praxisgruppe Restrukturierung und Insolvenz. Daneben ist sie aktiv in den Praxen Prozessführung & Schiedsverfahren sowie Gesellschaftsrecht / M&A. Küster ist spezialisiert auf Geschäftsführerhaftungsrisiken und Insolvenzanfechtungsprozesse.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.