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Restrukturierungs-News: Clifford Chance, Endor, Amia Energy

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Das aktuelle Restrukturierungsteam von Clifford Chance: Harald Amer (stehend, v.l.), Joseph Saed, Diana Schoch, Patrick Schulz, Martin Jawansky und Managing Partner Stefan Sax sowie Maria Berkner (sitzend v.l.), Andreas Steiger und Konstantin Kirchner. Foto: Clifford Chance
Das aktuelle Restrukturierungsteam von Clifford Chance: Harald Amer (stehend, v.l.), Joseph Saed, Diana Schoch, Patrick Schulz, Martin Jawansky und Managing Partner Stefan Sax sowie Maria Berkner (sitzend v.l.), Andreas Steiger und Konstantin Kirchner. Foto: Clifford Chance

Clifford Chance stärkt Restrukturierungspraxis mit zwei Partnern

Die Wirtschaftskanzlei Clifford Chance verdreifacht auf einen Schlag die Partnerriege in ihrer Restrukturierungsberatung: Zum Juni stoßen Andreas Steiger und Patrick Schulz zur Praxis von Managing Partner und dem bislang einzigen Restrukturierungspartner Stefan Sax.

Beide kommen von der US-Kanzlei Sidley Austin und werden am Münchner Standort tätig sein. Das Team soll grenzüberschreitend arbeiten und sich dabei auf die Gläubiger- und Unternehmensseite konzentrieren, wozu auch der Ausbau der Beziehungen zu wichtigen Finanzsponsoren gehöre, so die Kanzlei. Andreas Steiger war seit 2017 bei Sidley Austin, vier Jahre später wurde er Partner. Zuvor war er bei Linklaters, wo er 2012 seine Karriere begann. Dort traf er auf seinen Mitstreiter Patrick Schulz, der Associate in der Bank-, Restrukturierungs- und Insolvenzpraxis war. Er wechselte ebenfalls 2017 zu Sidley Austin und ist seit 2023 Partner.

Mit den Zugängen will Clifford Chance zurück zu alter Stärke in der Restrukturierungspraxis: 2023 hatte Jungpartnerin Cristina Weidner die Kanzlei gen Kirkland & Ellis verlassen. Nachdem Sax zum Managing Partner ernannt wurde, führte sie die Restrukturierungspraxis seit Herbst 2022. Nach ihrem Weggang übernahm wieder Sax die Praxisgruppenleitung. Mit den neu gewonnenen Partnern zählt das Restrukturierungs-Team drei Partner, drei Counsel und drei Associates. Zum Track Record des Teams gehören Restrukturierungsmandate wie Leoni, Takko und Signa.

Für Endor geht es unter dem Starug mit Corsair positiv aus

Für Endor, einen angeschlagenen Hersteller von Spielkonsolenkomponenten, ist Land in Sicht. Unter Zustimmung der kreditgebenden Banken als auch des Aufsichtsrats geht der Vorstand konkrete Schritte mit dem strategischen Investor Corsair ein.

Der US-Investor sichert Endor im ersten Schritt eine Zwischenfinanzierung zu, die bereits kurzfristig in Tranchen zur Verfügung gestellt wird, um nahende Fälligkeiten zu decken. Mit dem Engagement von Corsair konnte eine Insolvenz des Gaming-Unternehmens abgewendet werden, so Endor.

Aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit restrukturiert sich Endor seit Anfang Mai nach dem Starug. Teil des Restrukturierungsplans ist ein teilweiser Verzicht der Banken und eine vollständige Kapitalherabsetzung, die zu einem entschädigungslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus dem Unternehmen und zu einem Delisting der Endor-Aktien vom Open Market führen würde.

Corsair will das Landshuter Gaming-Unternehmen im Verlauf der Restrukturierung vollständig übernehmen und laut eigener Aussage mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausstatten, um Endor ohne externe Verschuldung zu stabilisieren.

Endor ist derzeit mit rund 70 Millionen Euro fremdfinanziert. Mitte April ist CRO Andres Ruff vom Aufsichtsrat zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft mit Einzelvertretungsmacht bestimmt worden. Er soll Endor durch die Restrukturierung führen.

Amia Energy ist nach Kauf aus einer Insolvenz selbst insolvent

Das Solarunternehmen Amia Energy hat Anfang Mai Insolvenz angemeldet. Das Besondere daran: Die erst im Februar 2024 gegründete Amia hatte erst im April das Solarunternehmen Eigensonne aus der Insolvenz aufgekauft.

Unmittelbar nach der Übernahme seien Liquiditätsschwierigkeiten entstanden, da ein Finanzierungspartner nicht fristgemäß seinen Verpflichtungen nachgekommen sei, heißt es in der Pressemitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters Sebastian Laboga (Pluta).  

„Die ersten Schritte in diesem Verfahren waren schwierig, da mehrere rechtliche Fallstricke in kürzester Zeit gelöst werden mussten“, sagt Laboga. Dennoch sei der kontinuierliche Geschäftsbetrieb vorerst sichergestellt. Derzeit werden Gespräche mit Interessenten „bezüglich einer langfristigen Lösung für den operativen Geschäftsbetrieb“ geführt.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Das E-Auto Startup Fisker muss für sein österreichisches Tochterunternehmen Insolvenz anmelden. Das Startup musste die Produktion seines dort hergestellten E-Auto-Modells Ocean stoppen, nachdem die US-Verbraucherorganisation „Consumer Reports“ das Auto in einem großangelegten Test durchfallen ließ, wie das Manager Magazin berichtete. Fisker steckt schon länger in einer finanziellen Krise. Laut „Wall Street Journal“ soll das US-Startup bereits im März einen Insolvenzantrag vorbereitet haben. Jedoch ist laut Fisker bislang ausschließlich die österreichische Tochter in Graz von einer Insolvenz betroffen.

Distressed M&A

Die Zukunft der Metallbau- und Fassadenspezialisten Ronge aus Alfeld ist vorerst gesichert: Die Gruppe hat sich neu aufgestellt und mit der Medicke Gruppe aus Sachsen einen neuen Investor gefunden. Medicke hält künftig 50 Prozent an den neuen Ronge-Gesellschaften. Die Belegschaft kann durch die übertragende Sanierung beschäftigt bleiben. Die Eigenverwaltung wurde von den Rechtsanwälten Jens-Sören Schröder und Jörg Grau (Johlke Rechtsanwälte) beraten, den M&A-Prozess haben Hubertus Bartelheimer und Jan Ehlert von Dr. Wieselhuber & Partner begleitet und als Sachwalter hat das Amtsgericht Hildesheim Torsten Gutmann (Pluta) bestellt.

Databau Neuss übernimmt die zentralen Vermögenswerte des insolventen Glasfaserunternehmens Connect Energie. Für das Neusser Unternehmen ist es bereits der achte Zukauf. Databau wurde von einem Team um Rainer Herschlein und Charlotte Schmitt (beide Heuking) beraten.

Die neuesten Restrukturierer-Personalien

Die Unternehmensberatung Wayes wächst in Hamburg im Bereich Restrukturierung: Anfang Mai ist Johannes Meller als Associate Partner zu dem 21-köpfigen Restrukturierungsteam gestoßen. Er begann seine Karriere 2011 bei EY in Hamburg. Nach acht Jahren in der Transaktions- und Restrukturierungsberatung der Big Four wechselte Meller zu Tom Tailor, wo er als Head of Business Finance & Controlling den umfangreichen Transformationsprozess des Unternehmens begleitete. Zuletzt verantwortete er als Associate Partner das bankeninitiierte Restrukturierungsgeschäft bei Retail Capital Partners in der Schweiz.

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.