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Restrukturierungs-News: CMS, Clifford Chance, Immobilien-Insolvenzen

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Neue Restrukturiererwechsel: Susann Brackmann (links) wechselt zu CMS und Kolja von Bismarck (rechts) kehrt zu Clifford Chance zurück. Fotos: CMS und Clifford Chance / Montage: FINANCE
Neue Restrukturiererwechsel: Susann Brackmann (links) wechselt zu CMS und Kolja von Bismarck (rechts) kehrt zu Clifford Chance zurück. Fotos: CMS und Clifford Chance / Montage: FINANCE

CMS wächst mit neuer Restrukturierungsberaterin

Partnerzugang bei der Wirtschaftskanzlei CMS: Zum Oktober verstärkt Susann Brackmann den Bereich Restrukturierung und Insolvenz am Hamburger Standort. Sie wechselt von Hogan Lovells und bringt umfassende Erfahrung in der Beratung nationaler und internationaler Mandanten mit. Brackmanns Fokus liegt auf komplexen finanziellen Restrukturierungen, Distressed M&A, NPL-Transaktionen und Refinanzierungen.

Mit ihrem Eintritt wächst die Partnerschaft in der Praxisgruppe Restrukturierung und Insolvenz auf zehn Partner, darunter drei Frauen. Mit der Verstärkung des Teams reagiert CMS auf den steigenden Beratungsbedarf in Restrukturierungssachen. Aufgrund der Marktlage hatte die Kanzlei bereits im September 2022 die Beratungseinheit CMS Advisory gegründet, um neben der rechtlichen Beratung in Restrukturierungsfällen auch betriebswirtschaftliche Fragen abzudecken.

Kolja von Bismark kehrt zu Clifford Chance zurück

Clifford Chance setzt auf ein bekanntes Gesicht. Der Restrukturierungsexperte Kolja von Bismarck ist zum Oktober zur Magic-Circle-Kanzlei zurückgekehrt. Zuletzt leitete er die Restrukturierungspraxis bei Sidley Austin in München.

Von Bismarck war bereits von 1994 bis 2009 bei Clifford Chance, bevor es ihn für acht Jahre zu Linklaters zog. 2017 wechselte er schließlich zu Sidley Austin. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von Kreditnehmern, Gläubigern, Distressed-Investoren, Private-Equity-Fonds sowie alternativen Kreditanbietern bei der Restrukturierung von finanziell angeschlagenen Unternehmen, vor allem in grenzüberschreitenden Zusammenhängen.

Gemeinsam mit den zwei jüngeren Partnern Andreas Steiger und Patrick Schulz, die bereits im Juni von Sidley Austin zu Clifford wechselten, wird das Team sowohl deutsche als auch internationale Restrukturierungsmandate übernehmen. Damit findet das Restrukturierungsteam zurück zu neuer Stärke: Es zählt vier Partner, drei Counsel, einen Senior Associate und vier Associates. Das Team  soll sich Kanzleiangaben zufolge auf die Gläubiger- und Unternehmensseite konzentrieren.

Immobilien-Insolvenzen steigen um 70 Prozent

Die Immobilienbranche steht erneut vor einer Insolvenzwelle. Das ergab eine Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg. In den ersten neun Monaten des Jahres kletterte die Zahl der Großinsolvenzen von 27 auf 46, was einem Anstieg von 70 Prozent entspricht. Besonders betroffen sind Rohbauer und Projektierer, von ihnen mussten 23 Insolvenz anmelden.

Die Krise greift nun auch auf den Ausbau und nachgelagerte Gewerke über, wo die Insolvenzen um 109 Prozent zugenommen haben. Diese Entwicklung werde sich bis 2026 fortsetzen, da viele Unternehmen mit unzureichendem Eigenkapital und variablen Zinssätzen arbeiten, wie Falkensteg-Partner Christian Alpers erläutert. Die hohen Baukosten und die Zurückhaltung der Banken verschärften die Liquiditätsprobleme.

Jeder vierte Automobilzulieferer will sich 2024 restrukturieren

Auch die Automobilzulieferer verharren in der Krise. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen plant mittelfristig eine Restrukturierung, während ein Viertel bereits in diesem Jahr damit begonnen hat. Das zeigt eine aktuelle Verian-Studie im Auftrag des Beratungshauses FTI-Andersch. Die Branche bereitet sich den Ergebnissen zufolge intensiv auf eine restriktivere Kreditvergabe vor, da 40 Prozent der Unternehmen in den kommenden Monaten mit mehr Insolvenzen rechnen. Die größten Risiken sehen die Zulieferer in einer restriktiveren Kreditvergabe und dem Verlust von Umsatzvolumen durch insolvente Kunden.

Quelle: FTI-Andersch German Economic Pulse 2024 / Verian; n = 200 / Grafik: FINANCE

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen die Unternehmen auf eine intensivere Kommunikation mit Finanzierern und Maßnahmen zur Kostensenkung, so die Studienergebnisse. 72 Prozent der Zulieferer verstärken den Dialog mit ihren Geldgebern, während alle in Restrukturierung befindlichen Unternehmen Betriebsabläufe optimieren, um die Eigenkapitalbasis zu stärken. Zudem arbeiten viele an der Modularisierung und Automatisierung ihrer Produkte, um mit weniger Personal auszukommen. Trotz der düsteren Aussichten zeigt sich die Branche kämpferisch und suche aktiv nach Lösungen, um ihre Überlebens- und Wachstumsfähigkeit zu sichern.

Information: Für die Studie ‚German Economic Pulse 2024‘ hat das Marktforschungsunternehmen Verian im Auftrag von FTI-Andersch 200 Unternehmen in Deutschland aus den Branchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter und Handel zu aktuellen Themenstellungen um wirtschaftlichen Ausblick befragt. Zeitraum der Befragung war das zweite Quartal 2024.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der Spezialist für Glasbearbeitung Flabeg Automotive Germany muss erneut in die Insolvenz. Volker Böhm (Schultze & Braun) ist als Insolvenzverwalter bestellt. Er war bereits 2020 beauftragt und kennt das Unternehmen gut. Böhm führt den Geschäftsbetrieb weiter und berichtet von stabilen Kundenbeziehungen im Automotive-Sektor und 190 Mitarbeitenden am Standort Furth im Wald. Der M&A-Prozess zur Investorensuche habe bereits erste Gespräche mit Interessenten ergeben.

Knoche Maschinenbau aus Bad Nenndorf hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Bückeburg bestellte Torsten Gutmann (Pluta) zum Verwalter. Trotz Liquiditätsproblemen, verursacht durch die Krise in der Landmaschinenbranche, läuft der Geschäftsbetrieb weiter. Gespräche mit Händlern und Lieferanten sollen eine Sanierung ermöglichen.

Nun auch Deutschland: Die deutsche Tochtergesellschaft des E-Auto-Herstellers Fisker befindet sich in der Abwicklung. Das Amtsgericht München hat Michael Jaffé (Jaffé Rechtsanwälte Insolvenzverwalter) als Insolvenzverwalter bestellt. Die Insolvenz der US-amerikanischen Muttergesellschaft hat die Vertriebsbasis der deutschen Niederlassung zum Erliegen gebracht, alle 40 Mitarbeiter in München mussten entlassen werden. Die Produktion ruht bereits seit März. Die Verbindlichkeiten der deutschen Gesellschaft belaufen sich auf mehr als 41 Millionen Euro, während 2023 nur 24 Millionen Euro Umsatz erzielt wurden. Bereits im Mai meldete das E-Auto-Start-up Fisker für sein österreichisches Tochterunternehmen Insolvenz an.

Der Hersteller von Tanks und Behältern aus glasfaserverstärktem Kunststoff Polyglas Weirather ist ebenfalls insolvent. Der Betrieb des in Ulm ansässigen Unternehmens läuft weiter. Liquiditätsprobleme durch rückläufige Umsätze und steigende Rohstoffkosten haben das sich seit 1960 in Familienhand befindende Unternehmen in die Krise geführt. Das Gericht bestellte Dieter Schmid (Pluta) zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Ein Vergleich mit Gläubigern, aber auch ein Investoreneinstieg werden derzeit geprüft.

Der Spezialist für hochpräzise multifunktionale Drehmaschinen und Automatisierungslösungen J.G. Weisser Söhne aus dem Schwarzwald hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, um die Restrukturierung bei laufendem Betrieb zu ermöglichen. Das Amtsgericht bestellte Marc-Philippe Hornung (SZA Schilling, Zutt & Anschütz) zum vorläufigen Sachwalter. Trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und den Verkauf an die Hardinge-Gruppe sieht Hornung gute Chancen für eine erfolgreiche Sanierung. Unterstützt wird J.G. Weisser Söhne von Markus Fauser, Tobias Wahl und David Blum als Generalbevollmächtigte (Anchor Rechtsanwälte).

Distressed M&A

Die norwegische Bewi Gruppe übernimmt die Vermögenswerte des insolventen Automobilzulieferers Philippine TK. Die Übernahme umfasst Ausrüstungen, die Belegschaft sowie geistige Eigentumsrechte und Zertifikate am Standort Schkopau bei Leipzig. Philippine TK ist ein Automobilzulieferer mit rund 400 Mitarbeitern und auf Kunststoffanwendungen spezialisiert. Bewi bietet Verpackungs-, Komponenten- sowie Isolationslösungen an und erweitert durch diesen Schritt seine Kapazitäten und seinen Kundenstamm in der Herstellung von EPP-Bauteilen. Die Kanzlei DLA Piper hat unter Federführung von Partner Gerald Schumann und Counsel Hanna Lütkens die Norweger beraten.

Der erste Landkreis übernimmt ein Klinikum aus der insolventen Regiomed-Gruppe. Der thüringische Landkreis Hildburghausen hat die Henneberg-Klinik, das Ambulante Zentrum Henneberger Land und die Reha-Klinik Masserberg aus dem Regiomed-Verbund herausgelöst. Nach Zustimmung der Gläubiger zu den Insolvenzplänen und dem Ablauf der Rechtsmittelfrist übernimmt der Landkreis die Einrichtungen und plant eine eigene Verwaltung. Justus von Buchwaldt und Inga Homoth (BBL) begleiteten den Prozess, während Alexander Stahl (PKS Stahl & Partner) die Besitzgesellschaft vertrat. Der Klinikverbund Regiomed wurde bei der Sanierung in Eigenverwaltung von Eckert Rechtsanwälten beraten. 

Weitere Branchen-News

Die Sanierungs- und Restrukturierungsberatung TMC Turnaround Management Consult eröffnet einen neuen Standort in Bonn. Parwis Masomi wird das neue Büro leiten. Damit bietet TMC Sanierung, Distressed M&A und Unternehmenssteuerung künftig in Dortmund, Berlin, Wuppertal und Bonn an. Die Zusammenarbeit mit dem Prüfungs- und Beratungshaus DHPG, die seit 2021 besteht, soll intensiviert werden, um der Nachfrage der mittelständischen Wirtschaft im Rheinland nach lokaler Beratung gerecht zu werden.

BRL erweitert die Insolvenzpraxis auf Partnerebene

Das Hamburger Büro der Kanzlei BRL Boege Rohde Luebbehuesen hat sich im Oktober mit der Insolvenzrechtlerin und Steuerberaterin Saskia Hübner als Non-Equity-Partnerin verstärkt. Hübner, die zuvor sechs Jahre Partnerin bei HBH Holst Boës Hübner war, wurde 2023 erstmals vom Amtsgericht Hamburg als Insolvenzverwalterin und Treuhänderin bestellt. Die Insolvenzberaterin kennt die Kanzlei bereits aus ihrer Referendariatszeit.

Kirkland & Ellis stärkt Restrukturierungsberatung

Zwei auf einen Schlag. Die US-Kanzlei Kirkland & Ellis macht die Restrukturierer Ann-Kathrin Ziegler und Johannes Lappe aus München zu Partnern. Ziegler berät bei grenzüberschreitenden Unternehmenskäufen, Restrukturierungen und Insolvenzen. Lappe fokussiert sich auf die Beratung bei grenzüberschreitenden Restrukturierungen und Insolvenzen und unterstützt bei Rechtsstreitigkeiten im Restrukturierungskontext.

Streitbörger wächst mit ehemaligem HWW-Restrukturierer

Zum Jahresbeginn 2025 wechselt Gregor Bräuer nach über 18 Jahren bei HWW Herrmann Wienberg Wilhelm in das Düsseldorfer Streitbörger-Büro. Dort verstärkt er die Insolvenz- und Restrukturierungspraxis mit Ingo Gerdes, Götz Philipp und Sebastian Henneke. Bräuer ist in der Region Rhein-Ruhr fest verankert und wird regelmäßig von den Gerichten in Nordrhein-Westfalen als Insolvenzverwalter, Sachwalter und Restrukturierungsbeauftragter bestellt. Zu seinen bekannten Fällen zählen Mister Minit und der Essener Immobilienkonzern Fakt.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.