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Restrukturierungs-News: Kika/Leiner, Convivo, Frimo

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Die österreichische Möbelhauskette Kika/Leiner ist insolvent. Foto: Leiner

Möbelhauskette Kika/Leiner beantragt Insolvenz

Die österreichische Möbelhauskette Kika/Leiner hat unter ihrem neuen Eigentümer Insolvenz beantragt. Das Unternehmen hat laut dem Gläubigerschutzverband KSV 1870 am niederösterreichischen Landesgericht in St. Pölten ein sogenanntes Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Forderungen der Kika-Gläubiger belaufen sich insgesamt auf 132 Millionen Euro.

Als Masseverwalter ist Volker Leitner (Gpls Rechtsanwälte) bestellt worden. Wie das Unternehmen bereits vergangene Woche angekündigt hatte, sollen nun 23 von insgesamt 40 Filialen geschlossen und rund 1900 Stellen gestrichen werden. Insgesamt betroffen seien rund 3.300 Mitarbeiter.

Das stark defizitäre Unternehmen will sich nun durch eine restriktive, zwei Jahre laufende Sanierung retten. Die Gläubiger sollen eine Quote von 20 Prozent erhalten. Der Investor Hermann Wieser, ein ehemaliger Geschäftsführer von Kika/Leiner, hatte das operative Geschäft der Kette von der Signa-Gruppe des Immobilieninvestors René Benko erst Ende Mai übernommen. Die Immobilien von Kika/Leiner gingen an die Supernova-Gruppe des Unternehmers Frank Albert.

Mehrheit der ConvivoPflegeheime hat neue Betreiber

Für einen Großteil der Einrichtungen des insolventen Pflegeheimbetreibers Convivo sind neue Betreiber gefunden. Wie die beiden Convivo-Insolvenzverwalter Malte Köster (Willmerköster) und Christoph Morgen (Brinkmann & Partner) mitteilten, sind für 68 der insgesamt 77 Pflege- und Wohnheime Verträge unterzeichnet worden. Dabei könne ein Großteil der rund 5.000 Beschäftigten der Gruppe übernommen werden. Bei vier Einrichtungen stehe noch eine Einigung in den laufenden Verhandlungen aus. fünf Heime mussten schließen.

Convivo hatte im Januar Insolvenz angemeldet. Zudem hat das Amtsgericht Verden im Mai die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen des Convivo-Gründers Torsten Gehle angeordnet. Die Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt aktuell gegen die ehemaligen Geschäftsführer von Convivo wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und in einem Fall wegen Betrugs.

Autozulieferer Frimo wird von Ex-Chef übernommen

Der insolvente Automobilzulieferer Frimo hat einen Käufer gefunden. Das Unternehmen wird von der Frimo Innovative Technologies übernommen, hinter der der Investor Hans-Günter Bayer steht. Bayer war bis 2018 Chef des Unternehmens. Er will sowohl die Frimo-Holding als auch die Auslandstöchter übernehmen. Laut Insolvenzverwalter Stefan Meyer (Pluta) ist die entscheidende Vollzugsbedingung für den Kaufvertrag der Erfolg der Verhandlungen mit den Kunden der Frimo Group, damit deren Aufträge auf Frimo Innovative Technologies übertragen werden. Im M&A-Prozess unterstützte das Beratungshaus PwC.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der Kältemaschinenhersteller Efficient Energy ist insolvent. Das Start-up hat Anfang Juni einen Insolvenzantrag gestellt, Grund dafür sei das Scheitern der Gespräche mit einem strategischen Investor. Der vorläufige Insolvenzverwalter Matthias Hofmann (Pohlmann Hofmann) sucht nun nach einem neuen Investor für das Technologieunternehmen mit rund 100 Beschäftigten.

Distressed M&A-Deals

Die insolvente Druckerei GD Gotha Druck wird von Walstead Leykam Druck aus der Insolvenz übernommen. Walstead ist eines der größten Unternehmen der Branche in Europa. Gotha Druck hatte im Februar 2023 Insolvenz angemeldet, als Insolvenzverwalter war Rolf Rombach (Rombach Rechtsanwälte) bestellt. Bei der Investorensuche hatte hat die Unternehmensberatung Enomyc das insolvente Unternehmen unterstützt. Der Käufer Walstead Leykam Druck wurde M&A-seitig von einem Team der Kanzlei Taylor Wessing beraten.

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der Sanierungsprozess des Drehteileherstellers Carl Leipold ist auf der Zielgeraden. Die Gläubiger des Unternehmens haben dem Sanierungsplan zugestimmt. Dieser sieht unter anderem die Schließung des Werks im niedersächsischen Dransfeld und den Verkauf der US-Tochter in Windsor, Connecticut vor.

Am Standort Wolfach werde es zu geringem Personalabbau kommen, so die Mitteilung. Kapital für die Sanierung kommt unter anderem von dem neuen Ankerinvestor, der österreichischen Dvorak Gruppe. Carl Leipold hatte im August 2022 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, der Sanierungsexperte Martin Mucha (Grub Brugger) ist für die Dauer des Verfahrens in die Geschäftsführung des Unternehmens eingetreten. Als Sachwalter ist Thorsten Schleich (Schleich & Partner) bestellt.

Alles zum Thema

Insolvenz

Welche Formen der Insolvenz gibt es? Welche Unternehmen sind betroffen? Die wichtigsten Praxistipps und aktuelle Fälle in der Übersicht.

Nimbus Hands-on Investors übernimmt die insolvente Dücker-Gruppe. Die Gläubiger des Unternehmens haben die Insolvenzpläne für die drei Unternehmen Dücker Group, Dücker Conveyor Systems und Dücker Förder-Systeme einstimmig angenommen. Nimbus wird sich über einen Kapitalschnitt an der Dücker-Gruppe beteiligen, die Familie Dücker bleibt als Mitgesellschafter an Bord.

Die Aufhebung des Insolvenzverfahrens ist für Ende Juni 2023 vorgesehen. Die Dücker-Gruppe hatte im September 2022 ein Schutzschirmverfahren angemeldet, als Generalbevollmächtigte waren Jasper Stahlschmidt und Philipp Wolters (beide BBR Buchalik Brömmekamp Rechtsanwälte) eingesetzt. Den Käufer Nimbus beriet die Kanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz.

Weitere Restrukturierungen und Branchennews

Das Immobilienunternehmen Stern Immobilien hat seine Anleihe 2018/23, die eigentlich am 24. Mai fällig geworden wäre, nicht zurückzahlen können und strebt nun eine Restrukturierung an. Nach der gescheiterten Refinanzierung mittels Umtauschangebot in eine neue Folgeanleihe lädt Stern Immobilien die Altanleiheinhaber zu einer Gläubigerversammlung am 14. Juli ein, bei der die Anleiherestrukturierung beschlossen werden soll.

Das Unternehmen will den Gläubigern vorschlagen, die Laufzeit der Altanleihe bis zum 31. Dezember 2024 zu verlängern. Zudem soll der Kupon von 6,25 Prozent auf 9,25 Prozent angehoben werden, hinzu kommt eine Teilrückzahlung über 4,5 Millionen Euro zuzüglich aufgelaufener Zinsen an die Anleihegläubiger. Diese wäre zum 15. September 2023 fällig.

Info

Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.