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Vorläufige Rettung: Die finanziellen Eckpunkte von Vartas Sanierungsplan 

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Der Sanierungsplan für Varta steht und sieht einen Schuldenschnitt von über 50 Prozent vor. Zudem sollen der bisherige Varta-Mehrheitseigner Michael Tojner sowie Porsche neue Gesellschafter werden. Foto: doganmesut - stock.adobe.com
Der Sanierungsplan für Varta steht und sieht einen Schuldenschnitt von über 50 Prozent vor. Zudem sollen der bisherige Varta-Mehrheitseigner Michael Tojner sowie Porsche neue Gesellschafter werden. Foto: doganmesut - stock.adobe.com

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta hat sich am Wochenende mit seinen Gläubigern und strategischen Investoren auf die wirtschaftlichen Eckpunkte eines Sanierungskonzepts geeinigt, nachdem zuvor zwei Vorschläge zur Restrukturierung vorgelegen hatten. Durchsetzen konnten sich der Varta-Aufsichtsratsvorsitzende sowie Mehrheitsaktionär Michael Tojner und der Varta-Großkunde Porsche mit ihrem Konzept.  

Läuft alles wie geplant und stimmen die einzelnen Gremien sowie die Kartellbehörde dem Plan zu, werde die Sanierung die Finanzierung von Varta bis Ende 2027 sicherstellen, teilte das Unternehmen mit. Der Batteriehersteller soll demnach schrittweise entschuldet und mit neuer Liquidität ausgestattet werden.

Schuldenschnitt soll mehr als 50 Prozent betragen 

Im Rahmen des bereits angezeigten Starug-Verfahrens soll es dafür zunächst einen Schuldenschnitt von mehr als 50 Prozent geben. Dadurch sollen sich die bisherigen Finanzverbindlichkeiten von 485 Millionen Euro auf 200 Millionen Euro verringern. Zudem werden die verbleibenden Kreditforderungen bis 31. Dezember 2027 verlängert.  

Ebenfalls Teil des Restrukturierungsplans sind eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null bei einem Bezugsrechtsausschluss der freien Aktionäre sowie eine anschließende Löschung der Börsennotierung. Weil sie faktisch enteignet werden sollen, laufen die freien Aktionäre, die derzeit rund 49,9 Prozent der Anteile halten, seit Bekanntwerden vor einigen Wochen Sturm gegen den Vorschlag.

Die Anlegerschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) haben sich mit dem Restrukturierungsberater One Square Advisors sowie den Kanzleien Nieding+Barth und K&L Gates zusammengetan, um betroffene Varta-Aktionäre zu vertreten. DSW-Vize-Präsident Klaus Nieding sagte dem Wirtschaftsmagazin „Capital“, dass man rechtliche Schritte vorbereite, um den vorgesehenen Restrukturierungsplan aufzuhalten. Gleichzeitig wird auch eine Schadenersatzklage vorbereitet für den Fall, dass die Kleinaktionäre tatsächlich ausgeschlossen werden.

Tojner und Porsche als neue Gesellschafter von Varta 

Ein Aktionär soll dagegen bei Varta investiert bleiben: Nach der Kapitalherabsetzung soll der bisherige Mehrheitsaktionär Michael Tojner, der über die Montana Tech Components 50,1 Prozent der Aktien besaß, auch weiterhin beträchtliche Anteile an Varta halten. Über die von ihm kontrollierte Gesellschaft MT Investco will er gemeinsam mit Porsche, ebenfalls über eine Beteiligungsgesellschaft, als neue Gesellschafter einsteigen. Dafür bringen sie 60 Millionen Euro an neuem Eigenkapital – davon 40 Millionen Euro über Barmittel – gegen Ausgabe neuer Aktien ein. Ein Teil von Tojners 30-Millionen-Euro-Anteil sollen Immobilien sein, die der Aufsichtsratsvorsitzende Varta einst per Sale-and-Lease-Back abkaufte und anschließend wieder an das Unternehmen zurückvermietete. 

Neue Erstrangfinanzierung und Besserungsschein 

Ein weiterer Baustein der Refinanzierung ist ein neuer vorrangiger Kredit in Höhe von 60 Millionen Euro. Er soll von den bisherigen Konsortialkreditgebern und Schuldscheindarlehensgebern, die dem Restrukturierungsplan zustimmen, pro rata zu ihren bestehenden Kreditengagements zur Verfügung gestellt werden können. Der Kredit läuft laut Plan bis zum 31. Dezember 2027 und wird über einen Backstop von gewissen Bestandsfinanzierern vollständig garantiert.  

Allen Finanzierern, die sich an dieser neuen Erstrangfinanzierung beteiligen, werden Ausnahmen vom Schuldenschnitt für ihre bestehenden Kredite und Schuldscheindarlehen zugesichert, jeweils in Höhe der neuen Finanzmittel. Überdies sollen sie virtuell zu 36 Prozent am wirtschaftlichen Eigenkapital von Varta beteiligt werden. Alle anderen Finanzierer sollen einen Besserungsschein bekommen. 

Option eines weiteren Investors  

Nach Abschluss aller Kapitalmaßnahmen sollen Tojners MT Investco und Porsche jeweils 32 Prozent von Varta halten, die Finanzierer der neuen 60-Millionen-Euro-Erstrangfinanzierung zusammen 36 Prozent. Allerdings, so teilt Varta mit, würden die Beteiligungen zunächst hälftig von MT Investco und Porsche gehalten, „wobei bei der Ausgestaltung darauf geachtet würde, dass weder MT Investco noch Porsche noch beide gemeinsam die Kontrolle hätten“.  

Zudem gibt es die Option, innerhalb eines Jahres nach Abschluss des Starug-Verfahrens einen weiteren Investor an Bord zu holen – über eine Barkapitalerhöhung von bis zu 30 Millionen Euro. Dadurch würden sich Beteiligungen der anderen Gesellschafter verwässern. Auch kann Varta im Zuge des Restrukturierungsverfahrens in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt werden.  

Unabhängig vom Direkteinstieg bei Varta hat Porsche zudem angekündigt, Vartas V4Drive-Battery-Geschäfts mehrheitlich übernehmen zu wollen. Die Hochleistungszellen setzt der Sportwagenhersteller bei seinem 911 Carrera GTS ein. Die Beteiligung soll über eine Kapitalerhöhung größtenteils gegen Sacheinlage in Form einer neuen Produktionsanlage in Nördlingen stattfinden.  

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.

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