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Zusätzliche Milliardenbelastungen: Volkswagen kappt Jahresprognose 

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Volkswagen rechnet in diesem Jahr mit zusätzlichen Milliardenbelastungen im Konzern. Die Rede ist von insgesamt bis zu 2,6 Milliarden Euro. Foto: nmann77 - stock.adobe.com
Volkswagen rechnet in diesem Jahr mit zusätzlichen Milliardenbelastungen im Konzern. Die Rede ist von insgesamt bis zu 2,6 Milliarden Euro. Foto: nmann77 - stock.adobe.com

Der Volkswagen-Konzern hat viele Baustellen, die in diesem Jahr die Bilanz drücken werden. Nun stehen zusätzliche Aufwendungen an, die das operative Ergebnis mit bis zu 2,6 Milliarden Euro belasten werden, wie der Konzern am gestrigen Dienstagabend bekannt gab.   

Deshalb hat Volkswagen seine Jahresprognose für den Konzern und die Pkw-Sparte nach unten korrigiert: Sowohl auf Konzern- als auch auf Spartenebene wurde die Spanne der operativen Umsatzrendite auf 6,5 bis 7,0 Prozent abgesenkt. Bisher waren 7,0 bis 7,5 Prozent operative Umsatzrendite erwartet worden.     

Tochter Audi stellt Werk in Brüssel auf den Prüfstand 

Zusätzliche Belastungen laufen vor allem bei der Konzerntochter Audi auf. Diese stellt wegen der schwachen Nachfrage nach der Oberklasse-Elektromodell-Familie Audi Q8 e-tron ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand. Die Modelle sind die Einzigen, die dort aktuell produziert werden. Hinzu kommt laut Audi, dass die Produktionskosten in Brüssel höher sind als anderswo, und sich auch die Werkanordnung kaum ändern lasse.

Gemeinsam mit den Sozialpartnern arbeite man nun an Lösungen für eine Umstrukturierung des Standorts, kündigte der Konzern an. Neben einer alternativen Nutzung sei auch die Einstellung des Betriebs eine Option. Brüssel ist das kleinste der vier Audi-Werke in Europa. Die örtliche Geschäftsführung habe kommuniziert, dass bereits im Oktober 1.410 der 3.000 Stellen in Brüssel wegfallen könnten, will das „Handelsblatt“ erfahren haben.  

Die erwarteten Kosten für die Restrukturierung sollen voraussichtlich im dritten Quartal zurückgestellt werden. Zusammen mit weiteren nicht geplanten Aufwendungen sollen sie das operative Ergebnis des Volkswagen-Konzerns im Geschäftsjahr 2024 deutlich belasten. Die Rede ist von insgesamt bis zu 2,6 Milliarden Euro.     

Gasturbinengeschäft wird dichtgemacht 

Neben den anstehenden Umstrukturierungskosten bei Audi schlagen auch an anderen Stellen im Konzern zusätzliche Belastungen zu Buche. Unter anderem wird nun das Gasturbinengeschäft der Tochter Man Energy Solutions geschlossen. Dessen Verkauf an ein Unternehmen des Konzerns China State Shipbuilding Corp war kürzlich am Veto der Bundesregierung gescheitert, weil die Werftengruppe mit der chinesischen Rüstungsindustrie verbunden ist.   

Zudem gab es bereits im zweiten Quartal im Konzernbereich Finanzdienstleistungen Währungskursverluste im Zusammenhang mit der Entkonsolidierung der Volkswagen Bank Rus. Im April hatte Volkswagen außerdem bereits Rückstellungen in Höhe von 0,9 Milliarden Euro für Aufhebungsverträge gebildet, mit denen die Personalkosten in der Verwaltung gesenkt werden sollen.  

Fürs Gesamtjahr 2024 rechnet Volkswagen bislang unverändert mit einem Umsatzplus von bis zu 5 Prozent. Der ausgewiesene Cashflow im Automobilbereich soll sich bei 4,5 bis 6,5 Milliarden Euro bewegen, die Netto-Liquidität bei 39 bis 41 Milliarden. Wie sich der Konzern nach dem mauen Jahresauftakt mit leicht rückläufigen Absatz- und Umsatzzahlen geschlagen hat, werden die Halbjahreszahlen zeigen, die am 1. August veröffentlicht werden.  

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.