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Energiekrise: Das erwartet Uniper & Co. jetzt

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Uniper muss derzeit teuer Gas einkaufen. Foto: fotowunsch - stock.adobe.com
Uniper muss derzeit teuer Gas einkaufen. Foto: fotowunsch - stock.adobe.com

Die vergangenen Jahre liefen in der Holzstraße in Düsseldorf, dem Sitz des Energieversorgers Uniper, relativ ruhig ab: solide Geschäftszahlen, ein laufendes Geschäftsmodell, selbst die Abspaltung von E.on und der Einstieg des finnischen Investors Fortum schienen verdaut. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat sich die Lage des Unternehmens, das einen guten Teil seines Geschäfts mit Gashandel bestreitet, massiv verändert. Die Düsseldorfer kämpfen um das finanzielle Überleben. In wenigen Wochen ist aus dem im besten Sinne langweiligen Unternehmen einer der spannendsten Restrukturierungsfälle in Deutschland geworden.

Uniper muss Gas teuer einkaufen

Dramatisch wurde die Lage vor allem dadurch, dass Deutschlands größter Gasimporteur mehr als die Hälfte seines Gases aus alten Verträgen mit Gazprom bezieht. Der russische Gasriese aber liefert seit Monaten nicht mehr die vertraglich zugesicherten Mengen. So muss die deutsche Tochter des finnischen Energiekonzerns Fortum das fehlende Gas sehr teuer am Markt einkaufen und zu günstigeren Preisen an die eigenen Kunden weiterverkaufen, damit die alten Verträge mit Gaskunden eingehalten werden. Zu den Kunden zählen in Deutschland mehr als 100 Stadtwerke und Industriefirmen.

Auf den Kosten bleibt Uniper sitzen. Der Analyst Guido Hoymann von der Metzler Bank schätzt, dass Uniper derzeit rund 100 Millionen Euro Verlust pro Tag macht – das entspräche einem Minus von bis zu 3 Milliarden Euro pro Monat. Hinzu kommen der finanzielle Schaden der Abschreibung der nicht mehr genehmigungsfähigen Gaspipeline Nord Stream 2 und die Belastungen durch die russische Tochter Unipro, die verkauft werden soll.

Wie sehr die Ereignisse den MDax-Konzern in einen Strudel gezogen haben, zeigen die jüngsten Halbjahreszahlen. Der Nettoverlust im ersten Halbjahr 2022 lag bei 12 Milliarden Euro, davon fallen rund 4 Milliarden Euro auf die Gaskrise zurück. Metzler-Analyst Hoymann schätzt, dass der Verlust durch das Gasgeschäft in diesem Jahr bis Oktober (Gasumlage) bei rund 8 Milliarden Euro liegen wird, für das ganze Jahr rechnet er mit rund 9 Milliarden Euro.

Auch andere Energieversorger sind in der Krise

Düstere Aussichten – aber nicht nur für Uniper. In der Energiebranche zeigt sich ein gemischtes Bild: Einige Versorger stecken ebenfalls in der Krise, andere können die Geschehnisse gut abfedern. Christian Hampel, Partner bei BDO Legal, meint: „Die jetzige Situation gab es in der Branche so eigentlich noch nie. In der Vergangenheit ging es vor allem darum, wie Energieunternehmen preisgünstig, nachhaltig und umweltverträglich gemacht werden können.“ Die Versorgungssicherheit stand bei den Unternehmen bisher weniger auf der Tagesordnung. „Es war implizit die allgemeine Annahme, dass das zu keinem Problem führen könnte“, beobachtete Hampel, der vorher für EY und Linklaters im Energiebereich arbeitete.

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