So verändert Künstliche Intelligenz das Accounting

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potential, die Wirtschaft und wie wir arbeiten, grundlegend zu revolutionieren. Das ist spätestens klar, seit KI-Vorreiter OpenAI der breiten Öffentlichkeit seinen Chatbot ChatGPT zur Verfügung gestellt hat. Auch für das Accounting können sich durch die neue Technologie bisher ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Doch wie verbreitet ist KI schon in der deutschen Wirtschaft? Bisher nutzt etwa jedes dritte Unternehmen KI, etwa in Form von Machine Learning, Deep Learning und Generative AI. Das zeigt eine Studie von RSM Ebner Stolz und dem Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder. Im Rechnungswesen ist KI noch weiter verbreitet: Der Studie zufolge nutzen im Accounting mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) KI-Anwendungen. In erster Linie werden damit Texte erstellt, aber auch wiederkehrende Aufgaben automatisiert und Daten analysiert und interpretiert. Info Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft RSM Ebner Stolz und das Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder haben in einer Studie den aktuellen Stand des Einsatzes von KI in der Wirtschaftsprüfung analysiert. In einer empirischen Online-Befragung lieferten 39 Mandanten quantitative Daten zum aktuellen Stand der KI-Nutzung in mittelständischen Unternehmen. Der Untersuchungszeitraum lag zwischen März und August 2024. KI soll weitreichend Prozesse automatisieren Doch das soll erst der Anfang sein. KI-Tools sollen in den kommenden zwei Jahren deutlich häufiger zum Einsatz kommen. Besonders in der Automatisierung von Arbeitsprozessen bei der Belegerkennung und -verarbeitung rechnen die befragten Unternehmen mit einer deutlich häufigeren Verwendung von KI (73 Prozent). Die Automatisierung im Zahlungsverkehr (64 Prozent) und der Datenaustausch mit den Lieferanten (55 Prozent) sind weitere Bereiche, in denen die Befragten mit einem vermehrten Einsatz von KI rechnen. KI: Beschäftigte sind die größte Herausforderung Von der zunehmenden Automatisierung erhoffen sich die Unternehmen, dass sie effizienter werden sowie einen schnelleren Zugang zu Informationen. Das sei durch eine zentralisierte und standardisierte Datenhaltung möglich, erläutert Markus Groß, Partner und Wirtschaftsprüfer bei RSM Ebner Stolz. Diese erlaube gleichzeitig eine automatische Erstellung von Arbeitspapieren und mache manuelle ad-hoc Datentransformationen unnötig.Dabei gibt die Hälfte der befragten Unternehmen an, dass sie mit der Digitalisierung des Rechnungswesens den Personalmangel in den Griff bekommen will. Erstaunlich ist, dass in der Wirtschaftsprüfung regulatorische Gründe bei der Digitalisierung kaum motivieren (19 Prozent Zustimmung). Überraschend sind auch die Antworten auf die Frage nach den größten Herausforderungen in Hinblick auf die KI-Integration: Das ist für mehr als die Hälfte der Befragten die Qualifikation der Mitarbeiter. Dicht darauf folgt die Sorge um den Datenschutz (41 Prozent) und die Verfügbarkeiten von IT-Dienstleistern (36 Prozent). Die Kosten spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle (21 Prozent). All for One-CFO sieht Wettbewerbsvorteil bei KI-Einsatz Einige Unternehmen sind schon weiter und haben KI-Tools in ihre Prozesse integriert. Eines davon ist das Consulting– und IT-Haus All for One aus Filderstadt. CFO Stefan Land gibt Einblicke und berichtet, dass in seinem Unternehmen ein Tool namens Rechnungscockpit genutzt wird, mit dem Scannen und Auslesen von Dateien, die Verarbeitung von Eingangsrechnungen sowie die automatische Archivierung beziehungsweise Dateiablage (on Premise und als Cloud-Lösung verfügbar) möglich sind. Das Herzstück bilde ‚Document-AI‘, ein SaaS-Softwareprodukt, zur automatischen Extraktion und Klassifikation von Informationen aus unstrukturierten Dokumenten, wie beispielsweise Rechnungen. „Bei der Implementierung von KI-Technologien stoßen wir allerdings auf Herausforderungen“, sagt Land. Beispiele dafür seien etwa fehlende spezialisierte Fachkräfte und die begrenzten Kapazitäten für das Change Management, „die notwendig sind, um die durch die Einführung der Tools entstehenden Veränderungen zu bewältigen. Diese Faktoren können die Geschwindigkeit der Implementierung erheblich beeinflussen“, so der Finanzchef. Land hat eine klare Zukunftsvorstellung hinsichtlich des Einsatzes von KI-Tools: „In der Praxis werden sich KI und menschliche Fähigkeiten hervorragend ergänzen, um Innovation und Effizienz schneller und besser voranzutreiben. Wer das erkannt hat, kann sich Wettbewerbsvorteile erarbeiten.“ Wo sollen Wirtschaftsprüfer KI einsetzen? Doch die befragten Unternehmen sehen nicht nur bei sich selbst einen verstärkten Einsatz von KI-Anwendungen, sondern erwarten diesen auch von ihren Wirtschaftsprüfern. Am wichtigsten ist den befragten Unternehmen, dass mit KI einzelne Geschäftsvorfälle geprüft und Daten ausgetauscht werden (je 64 Prozent). Auch die Kontenprüfung in Haupt- und Nebenbüchern sowie die Berichterstellung an sich (je 61 Prozent) sollen die Prüfer mittels digitaler Tools und KI effizienter bearbeiten können. Kaum weniger wichtig ist die Analyse der Geschäftsprozesse sowie die Prüfung von Systemeinstellungen mit je 56 Prozent. Nachholbedarf sehen die Studienteilnehmer bei KI-gestützten Lösungen für die Rechnungslegung: Mit 63 Prozent votierten sie die Überwachung rechnungslegungsbezogener Prozesse auf den ersten Platz. Gefolgt von der Prüfung der Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorschriften und Prüfungen an der Schnittstelle zum Steuerrecht. Was sich Finanzabteilungen von ihren Wirtschaftsprüfern wünschen, hat CFO Land wie folgt zusammengefasst: Erstens müssen sie sich intensiv mit den aktuellen KI- und Datenregulatorien auseinandersetzen. Zweitens sei ein Grundverständnis von KI-Modellen und -Methoden unerlässlich. Drittens sollten sie sich der Unsicherheiten bewusst sein, die mit stochastischen Modellen einhergehen. Ein tiefes Verständnis dieser Unsicherheiten sei notwendig, um Fehler in der Prüfung zu vermeiden und die Ergebnisse der KI-gestützten Analysen korrekt zu interpretieren, so Land. Denn eines ist sicher: In den nächsten fünf Jahren wird die IT-Prüfungskomponente bei Jahres- und Konzernabschlussprüfungen weiter deutlich zunehmen. „Wer das nicht im Fokus hat, wird nicht mehr ordentlich prüfen können und riskiert ein Testat ohne ein ordentliches Prüfungsfundament“, glaubt der CFO. Info Dies ist der zweite Artikel von einer Reihe, die die Anwendung von KI in der Wirtschaftsprüfung und dem Rechnungswesen betrachtet. Hier kommen Sie zum ersten Teil.

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