Leoni - FINANCE https://www.finance-magazin.de/unternehmen/leoni/ für kluge Finanzentscheidungen Tue, 05 Mar 2024 12:54:35 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.1 Leoni droht Aktionärsklage in Millionenhöhe https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/leoni-droht-aktionaersklage-in-millionenhoehe-172802/ Wed, 24 Jan 2024 11:46:33 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=172802 Der Automobilzulieferer Leoni hat als einer der ersten das Starug angewendet. Foto: Leoni AG

Die DSW und einige enteignete Leoni-Aktionäre wollen den Totalverlust der Aktien nicht hinnehmen. Ein Gutachten liefert nun die Grundlage für eine neue Schadensersatzklage im dreistelligen Millionenbereich.

]]>
Der Automobilzulieferer Leoni hat als einer der ersten das Starug angewendet. Foto: Leoni AG

Die DSW und einige enteignete Leoni-Aktionäre wollen den Totalverlust der Aktien nicht hinnehmen. Ein Gutachten liefert nun die Grundlage für eine neue Schadensersatzklage im dreistelligen Millionenbereich.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bereitet erneut eine Klage gegen Leoni vor. Für die enteigneten Leoni-Aktionäre wollen die Anlegerschützer Schadensersatz im „dreistelligen Millionenbereich“ fordern, erklärte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding auf Nachfrage gegenüber FINANCE. Der Fall betreffe tausende Geschädigte: „80 Prozent der Aktien befanden sich im Streubesitz, Stefan Pierer hatte nur 20 Prozent.“

Hintergrund der geplanten Klage: Im vergangenen Frühjahr wurde bekannt, dass Großaktionär Pierer Leoni übernehmen und mithilfe eines Sanierungsplans nach dem Starug restrukturieren will. Dieser sah ein Delisting vor sowie eine Kapitalerhöhung von 150 Millionen Euro, zu der ausschließlich die von Pierer gehaltene L1-Beteiligungs GmbH zugelassen wurde. Zudem sollte die Gesellschaft Schulden des Autozulieferers in Höhe von 708 Millionen Euro übernehmen.

Während Banken und Schuldscheingläubiger nach der erfolgreichen Sanierung auf einen Teil ihres Geldes hoffen können, bedeutete der mittlerweile abgesegnete Plan für die Kleinaktionäre einen Totalverlust. Sie haben sowohl den Aktienwert als auch ihre Beteiligungsrechte verloren. Gegen diesen Plan hatten die enteigneten Aktionäre mit der DSW bereits im Sommer 2023 geklagt, sind mit der Klage jedoch gescheitert. Damals hat die DSW eine dreistellige Zahl ehemaliger Leoni-Aktionäre vertreten.

Alles zum Thema

Leoni

Cash-Drain, CFO-Wechsel, verpatzte Projekte und kassierte Prognosen: Der Automobilzulieferer Leoni musste sich sanieren und ist mit dem Starug einen recht neuen Weg gegangen.

Mehr lesen

Harte Kritik am Risikomanagement von Leoni

Die Ansatzpunkte für die neuen Schadensersatzansprüche gegen den angeschlagenen Autozulieferer ergeben sich laut DSW aus einem Gutachten zur Starug-Umsetzung, mit dem sie den Wirtschaftswissenschaftler und Professor Werner Gleißner beauftragt hatte. Das Gutachten sollte zwei Fragen nachgehen: erstens, ob das Risikofrüherkennungssystem von Leoni in der Lage war, „bestandsgefährdende Entwicklungen“ adäquat zu erkennen, und zweitens, ob der Sanierungsplan – inklusive eines „kompletten Vermögensverlustes der Aktionäre“ – alternativlos war.

In dem Gutachten kommt Gleißner zu dem Schluss, dass Leoni seit Jahren über ein Risikomanagement verfügt und die formalen und methodischen Vorrausetzungen damit gegeben waren. Jedoch sei „nicht erkennbar“, dass Leoni es (den Starug-Anforderungen) entsprechend genutzt habe. Dies sei jedoch erforderlich, um rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen zur Krisenabwehr initiieren zu können.

Enteignung der Leoni-Aktionäre „nicht alternativlos“

Aus dem Geschäftsbericht lasse sich zudem nicht entnehmen, dass eine wesentliche Erweiterung des Risikomanagements nach dem Starug stattgefunden habe. „Es ist ein eklatanter Widerspruch, dass sich aus dem Risikobericht ergibt, die Risikotragfähigkeit sei gegeben, während der Vorstand im gleichen Geschäftsbericht eine akute – und überraschende – Bestandsgefährdung erläutert“, stellt Gleißner fest.

Der Wirtschaftswissenschaftler schlussfolgert gar, dass rechtzeitig eingeleitete Gegenmaßnahmen die 2023 eingetretene schwere Krise und die Restrukturierung nach Starug möglicherweise überflüssig gemacht hätten.

Weiterhin kritisiert der Gutachter, dass die Kleinaktionäre keine Gelegenheit erhielten, an der Kapitalerhöhung teilzuhaben. Das sei „nicht plausibel erklärbar“. Laut DSW hätten alle Aktionäre an der positiven Zukunftsperspektive partizipieren können, wenn das Risikodeckungspotenzial durch alle Aktionäre rechtzeitig in Form einer Kapitalerhöhung bereitgestellt worden wäre.

Dass dies den Aktionären allerdings verwehrt wurde, ist nach Ansicht der DSW eine Grundlage für Schadensersatzansprüche „gegenüber den Organen von Leoni“. „Das Kapitel Leoni ist somit für die ehemaligen Aktionäre und die DSW noch nicht abgeschlossen, sondern die Aufbereitung fängt nun erst richtig an“, so die DSW.

DSW fürchtet negative Starug-Vorbildfunktion

Die DSW lässt noch aus einem weiteren Grund nicht locker: Sie fürchtet eine negative Vorbildfunktion des Falls Leoni für künftige Anwendungen des Starug. „Man kann davon ausgehen, dass Leoni als Blaupause genommen wird, um im Zuge ähnlicher Maßnahmen Aktionäre herauszudrücken“, erklärt DSW-Vizepräsident Nieding gegenüber FINANCE. „Wir sehen es als alarmierendes Signal für Aktionäre im Streubesitz.“ Entsprechend fordert DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler „den Gesetzgeber auf, das Starug dringend zu reformieren“.

Wie aussichtsreich die Klagen sein werden, dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Leoni jedenfalls zeigt sich gelassen. Aus Sicht des Automobilzulieferers bestehe „weiterhin kein Zweifel, dass das Starug rechtskonform angewendet wurde“, teilte das Unternehmen auf Nachfrage von FINANCE mit. Leoni sieht sich auch dadurch bestätigt, dass die Klagen der Aktionäre bisher gescheitert sind. So schreibt das Unternehmen: „Unterschiedliche Gerichte, einschließlich des Bundesverfassungsgerichts, hatten im letzten Jahr die ordnungsgemäße Anwendung des Starug bei Leoni rechtskräftig bestätigt.“

]]>
Jörn Kowalewski: der Flexible https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/joern-kowalewski-der-flexible-172360/ Thu, 18 Jan 2024 07:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=172360 Jörn Kowalewski gehört zu Deutschlands Top-Restrukturierern. Er wechselt mit seinem Kollegen Ulrich Klockenbrink zu Willkie. Quelle: Latham & Watkins

Die Mandatsliste von Jörn Kowalewski ist lang: Leoni, Benteler, Borgers. Vor allem bei komplexen Verhandlungen kann er punkten. Der Anwalt von Latham & Watkins gehört zu Deutschlands Top-Restrukturierern.

]]>
Jörn Kowalewski gehört zu Deutschlands Top-Restrukturierern. Er wechselt mit seinem Kollegen Ulrich Klockenbrink zu Willkie. Quelle: Latham & Watkins

Die Mandatsliste von Jörn Kowalewski ist lang: Leoni, Benteler, Borgers. Vor allem bei komplexen Verhandlungen kann er punkten. Der Anwalt von Latham & Watkins gehört zu Deutschlands Top-Restrukturierern.

]]>
Das sind die Learnings aus dem ersten großen Starug-Fall Leoni https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/das-sind-die-learnings-aus-dem-ersten-grossen-starug-fall-leoni-160706/ Fri, 11 Aug 2023 06:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=160706 Leoni hat als erstes großes Unternehmen das Restrukturierungsverfahren Starug angemeldet. Das können Restrukturierer aus dem Fall mitnehmen. Foto: Leoni AG

Leoni hat als erstes großes Unternehmen das Restrukturierungsverfahren Starug angewandt. Kirkland & Ellis hat die Kreditgeber bei der Refinanzierung beraten. Das sind die Erfahrungen.

]]>
Leoni hat als erstes großes Unternehmen das Restrukturierungsverfahren Starug angemeldet. Das können Restrukturierer aus dem Fall mitnehmen. Foto: Leoni AG

Leoni hat als erstes großes Unternehmen das Restrukturierungsverfahren Starug angewandt. Kirkland & Ellis hat die Kreditgeber bei der Refinanzierung beraten. Das sind die Erfahrungen.

]]>
Leoni-Aktionäre gescheitert https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/leoni-aktionaere-gescheitert-158791/ Mon, 17 Jul 2023 14:46:57 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=158791 Die Leoni-Aktionäre sind vor Gericht gescheitert. Foto: LEONI AG

Das Ende der Leoni-Aktie naht. Die Beschwerden der Gläubiger gegen den Restrukturierungsplan wurden abgewiesen, das Delisting kann kommen. Aktionärsschützer fürchten eine Signalwirkung.

]]>
Die Leoni-Aktionäre sind vor Gericht gescheitert. Foto: LEONI AG

Das Ende der Leoni-Aktie naht. Die Beschwerden der Gläubiger gegen den Restrukturierungsplan wurden abgewiesen, das Delisting kann kommen. Aktionärsschützer fürchten eine Signalwirkung.

Die Aktionäre des Autozulieferers Leoni müssen heute eine bittere Pille schlucken, denn sie sind vor Gericht gescheitert und verlieren ihre Aktienanteile. Ihre Beschwerden gegen den Restrukturierungsplan und die Übernahme durch Großaktionär Stefan Pierer hat das Landgericht Nürnberg-Fürth verworfen. Damit ist der Plan nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) rechtskräftig und soll „zeitnah“ umgesetzt werden, teilte das Unternehmen mit.

Für die Kleinaktionäre bedeutet das einen Totalverlust. Sie verlieren sowohl den Aktienwert, als auch ihre Beteiligungsrechte. Gerade letzteres wird kritisiert. Die Herabsetzung des Grundkapitals auf Null ändere nichts an den Eigentumsrechten der Aktionäre. „So ist es aus unserer Sicht ein kalter Squeeze-out zum Nulltarif“, erklärte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), im Juni gegenüber FINANCE die Lage der Leoni-Aktionäre.

Für Aktionärsschützer dürfte die Entscheidung gegen die Leoni-Aktionäre daher über den Einzelfall hinaus Relevanz haben. Sie befürchten, dass sich daraus ein Präzedenzfall ergibt und andere Unternehmen künftig einen ähnlichen Weg einschlagen könnten.

Alles zum Thema

Leoni

Cash-Drain, CFO-Wechsel, verpatzte Projekte und kassierte Prognosen: Der Automobilzulieferer Leoni braucht frisches Geld und will sich aufspalten. Nicht nur Börsianer, auch die Kreditgeber sind alarmiert.

Mehr lesen

Stefan Pierer übernimmt Leoni

Für Leoni bedeutet die Entscheidung, dass der Restrukturierungsplan, dem im Juni das Restrukturierungsgericht in Nürnberg zugestimmt hatte, nun umgesetzt werden kann. Im Zuge der finanziellen Sanierung soll das Grundkapitals des angeschlagenen Autozulieferers auf null Euro herabgesetzt werden. Dies führt zu einem Ausscheiden der bisherigen Aktionäre, und die Leoni-Aktie wird von der Börse genommen.

Zudem soll eine Kapitalerhöhung in Höhe von 150 Millionen Euro erfolgen, zu der ausschließlich die von Pierer gehaltene L1-Beteiligungs GmbH zugelassen wird. Die finanziellen Verbindlichkeiten in Höhe von 708 Millionen Euro übernimmt Pierers Gesellschaft ebenfalls. Damit wird der umstrittene Großaktionär zum Alleinbesitzer von Leoni.

]]>
Leoni-Aktionäre wollen gegen Ausschluss klagen https://www.finance-magazin.de/nachrichten-ressort/restrukturierung/leoni-aktionaere-wollen-gegen-ausschluss-klagen-156274/ Mon, 26 Jun 2023 05:39:01 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=156274 Aktionäre von Leoni wollen gegen den Verlust ihrer Bezugsrechte klagen. Foto: LEONI AG

Das Restrukturierungsgericht Nürnberg hat den Sanierungsplan von Leoni abgesegnet. Für die Aktionäre bedeutet dieser einen Totalverlust. Doch ein Teil von ihnen will nun vor Gericht ziehen.

]]>
Aktionäre von Leoni wollen gegen den Verlust ihrer Bezugsrechte klagen. Foto: LEONI AG

Das Restrukturierungsgericht Nürnberg hat den Sanierungsplan von Leoni abgesegnet. Für die Aktionäre bedeutet dieser einen Totalverlust. Doch ein Teil von ihnen will nun vor Gericht ziehen.

]]>
Hans-Joachim Ziems: Der Mann für schwierige Fälle https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/hans-joachim-ziems-der-mann-fuer-schwierige-faelle-154608/ Wed, 07 Jun 2023 06:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=154608 Hans-Joachim Ziems gehört zu den Top-Restrukturierer in Deutschland. Foto: Leoni AG

Mit Leoni will Hans-Joachim Ziems den ersten großen Starug-Fall durchziehen. Sollte alles gut ablaufen, könnte er zu dem Starug-Experten schlechthin in Deutschland aufsteigen. Teil 10 unserer Dealmaker-Serie.

]]>
Hans-Joachim Ziems gehört zu den Top-Restrukturierer in Deutschland. Foto: Leoni AG

Mit Leoni will Hans-Joachim Ziems den ersten großen Starug-Fall durchziehen. Sollte alles gut ablaufen, könnte er zu dem Starug-Experten schlechthin in Deutschland aufsteigen. Teil 10 unserer Dealmaker-Serie.

Mutiger Schritt von Restrukturierungsexperte Hans-Joachim Ziems – mit Leoni könnte er die Vorreiter- und Expertenrolle für das Sanierungsverfahren Starug einnehmen. Der Automobilzulieferer Leoni, bei dem Ziems derzeit als CRO agiert und die Bereiche Restrukturierung, Corporate Legal, Corporate Communications und Investor Relations verantwortet, ist der erste große Starug-Fall seit der Einführung des Gesetzes im Jahr 2021.

Ein Fall, auf den die Restrukturierungsbranche lange gewartet hat – um zu sehen, wie solch ein Verfahren läuft, für welche Situationen es sich besonders gut eignet, und für welche nicht. Andere Unternehmen, etwa der Immobilienkonzern Adler, hatten das Verfahren ebenfalls in Betracht gezogen, sich dann aber doch für ein anderes Restrukturierungsinstrument entschieden. Ein Grund dafür könnte die große Unsicherheit gewesen sein, weil die präventive Sanierung (Starug) bis dato noch nicht genug erprobt ist.

Auf Hans-Joachim Ziems und Leoni wird die Branche in den nächsten Monaten ein besonderes Augenmerk haben. Der erfahrene Experte kann sich damit erneut beweisen. Teil 10, und damit unser (vorerst) letzter Teil, der Dealmaker-Serie.

FINANCE Top-Dealmaker: Nun sind Sie gefragt

Wer hat Sie beeindruckt & sollte auch gewürdigt werden?Jetzt mitbestimmen & Ihren Top-Dealmaker nominieren:


]]> Aktionäre können Leoni-Übernahme durch Pierer nicht verhindern  https://www.finance-magazin.de/nachrichten-ressort/restrukturierung/aktionaere-koennen-leoni-uebernahme-durch-pierer-nicht-verhindern-154119/ Wed, 31 May 2023 14:41:50 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=154119 Leoni: Die Übernahme durch Investor Stefan Pierer ist nicht mehr aufzuhalten. Foto: Leoni

Bei der Abstimmung am heutigen Mittwoch votierte die Mehrheit der Leoni-Gläubiger für das geplante Restrukturierungskonzept des Autozulieferers. Dessen Übernahme durch Investor Pierer ist damit nicht mehr aufzuhalten.

]]> Leoni: Die Übernahme durch Investor Stefan Pierer ist nicht mehr aufzuhalten. Foto: Leoni

Bei der Abstimmung am heutigen Mittwoch votierte die Mehrheit der Leoni-Gläubiger für das geplante Restrukturierungskonzept des Autozulieferers. Dessen Übernahme durch Investor Pierer ist damit nicht mehr aufzuhalten.

Etappensieg für Stefan Pierer bei Leoni: Der Investor dürfte seinem Ziel, den angeschlagenen Autozulieferer komplett zu übernehmen, einen Schritt näher gerückt sein. So stimmten bei einer Versammlung am heutigen Mittwoch nach FINANCE-Informationen rund 96 Prozent der Gläubiger sowie Pierers L1-Beteiligungs GmbH für das Ende April vorgestellte Sanierungskonzept, bei dem Leoni und der österreichische Großaktionär auf das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (Starug) setzen.

]]>
Leoni-Gläubiger machen Weg frei für Sanierungskonzept – und Stefan Pierer https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/leoni-glaeubiger-machen-weg-frei-fuer-sanierungskonzept-und-stefan-pierer-149552/ Mon, 03 Apr 2023 15:53:11 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=149552 Leoni-Aufsichtsratschef Klaus Rinnerberger soll den Vorstandsvorsitz des Autozulieferers übernehmen. Foto: LEONI AG

Das Sanierungskonzept für Leoni steht: Der kriselnde Autozulieferer konnte eine Mehrheit seiner Gläubiger auf seine Seite ziehen. Zudem soll Klaus Rinnerberger den CEO-Posten übernehmen.

]]>
Leoni-Aufsichtsratschef Klaus Rinnerberger soll den Vorstandsvorsitz des Autozulieferers übernehmen. Foto: LEONI AG

Das Sanierungskonzept für Leoni steht: Der kriselnde Autozulieferer konnte eine Mehrheit seiner Gläubiger auf seine Seite ziehen. Zudem soll Klaus Rinnerberger den CEO-Posten übernehmen.

Finaler Befreiungsschlag für Leoni? Der kriselnde Automobilzulieferer hat eine Mehrheit seiner Gläubiger von dem in der vergangenen Woche vorgestellten Sanierungskonzept überzeugen können. Das gab der schwer angeschlagene Automobilzulieferer am heutigen Montagnachmittag bekannt.

Konkret haben laut Unternehmensangaben „sämtliche Konsortialdarlehensgeber, wesentliche Schuldscheindarlehensgläubiger und Stefan Pierer als strategischer Investor unter Beteiligung der Leoni AG“ eine entsprechende Einigung erzielt. Die zur Umsetzung der Sanierung erforderliche Mehrheit sei damit bereits gesichert, der Aufsichtsrat sowie die Bürgen (Länder NRW, Niedersachsen, Bayern sowie der Bund) hätten ebenfalls grünes Licht gegeben.

Als Berater bei der Restrukturierung mandatiert sind unter anderem Roland Berger (Erstellung des Sanierungsgutachtens), Latham & Watkins und Gleiss Lutz (Rechtsberatung) sowie Herter & Co. (Financial Advisory). Die engagierten Banken werden von Freshfields und Kirkland & Ellis unterstützt, die Schuldscheingläubiger von Dentons.

Leoni nutzt Starug zur Sanierung

Besagtes Sanierungskonzept sieht Leonis Rettung mit Hilfe des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (Starug) vor. Das vor gut zwei Jahren in Kraft getretene Gesetz schafft die rechtliche Grundlage für eine präventive Sanierung – der laut Leoni „einzig verbleibenden Lösung“. Das Verfahren bietet Krisenunternehmen insbesondere den Vorteil, dass nicht sämtliche Gläubiger dem Plan zur Restrukturierung zustimmen müssen. Es reicht das Organisieren einer Mehrheit – was Leoni nun gelungen ist. Die Krux: Es gibt noch keinen Präzedenzfall, denn bislang kam das Starug erst bei einer Handvoll kleinerer Verfahren zum Einsatz – Leoni ist der erstere größere Case.

Im Kern sieht der Deal wie folgt aus: Die Gesellschaft von Großaktionär Pierer schießt Leoni frisches Kapital über 150 Millionen Euro zu und wird dadurch neue Alleingesellschafterin – die Börsennotierung Leonis endet im Gegenzug. Leidtragende sind die Bestandsaktionäre von Leoni, die bei diesem Delisting leer ausgehen.

Leoni-Gläubiger werden an Gewinnen beteiligt

Differenzierter ist die Perspektive für Banken und Schuldscheingläubiger von Leoni: Sie erklären sich zunächst zum Verzicht auf Forderungen in Höhe 708 Millionen Euro bereit – sollen im Gegenzug aber durch ein sogenanntes Wertaufholungsinstrument an Gewinnen der Gesellschaft beteiligt werden. Laut Mitteilung wird Leoni durch die Beiträge der Finanzgläubiger um etwa die Hälfte seiner Finanzverbindlichkeiten entlastet.

Neu bekannt wurde zudem folgendes Detail der Transaktion: Ein Teil der finanzierenden Banken gewährt für die Umsetzung des Konzepts eine Brückenfinanzierung in Höhe von bis zu 60 Millionen Euro, die aus den durch die Barkapitalerhöhung zufließenden Mitteln zurückzuzahlen ist.

Pierer-Vertrauter Klaus Rinnerberger wird Leoni-CEO

Und last but not least geht mit der heute erzielten Einigung auch eine wichtige personelle Veränderung an der Unternehmensspitze einher: Klaus Rinnerberger, bisheriger Aufsichtsratschef von Leoni, wird neuer CEO von Leoni. Der Chefsessel war nach dem überraschenden Wechsel von Aldo Kamper zu AMS Osram per Ende März frei geworden.

Rinnerberger, der als enger Vertrauter Pierers gilt und von diesem auch im Aufsichtsrat installiert wurde, soll Leoni nach der fusionskontrollrechtlichen Freigabe also zurück in die Erfolgspur führen. Wann diese Freigabe erfolgt, ist indes unklar. Bis zu Rinnerbergers Amtsantritt wird daher Hans-Joachim Ziems die CEO-Aufgaben zusätzlich zu seiner Funktion als CRO übernehmen.

Kurios reagierte derweil die Aktie von Leoni: Trotz der mauen Aussichten für Anteilseigner legte das Papier am Nachmittag kräftig zu und notiert am späten Nachmittag bei rund 60 Cent.

]]>
So kam es zur Krise bei Leoni https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/so-kam-es-zur-krise-bei-leoni-146711/ Mon, 13 Mar 2023 07:00:00 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=146711 Leoni muss zittern und braucht eine neue Refinanzierungslösung. Foto: Leoni.

Leoni steht wohl vor den herausforderndsten Wochen seiner Geschichte. Der Zulieferer muss schnell eine Refinanzierungslösung vorlegen, sonst
droht der Kollaps.

]]>
Leoni muss zittern und braucht eine neue Refinanzierungslösung. Foto: Leoni.

Leoni steht wohl vor den herausforderndsten Wochen seiner Geschichte. Der Zulieferer muss schnell eine Refinanzierungslösung vorlegen, sonst
droht der Kollaps.

In Nürnberg stockt dem Automobilzulieferer Leoni seit Wochen der Atem. Wenn der Konzern nicht bald eine Refinanzierungslösung vorlegt, droht der Kollaps.

Die Misere kam vor allem durch den geplatzten Verkauf der Kabelsparte zustande, mit dessen Erlös die Nürnberger Schulden reduzieren wollten. Zudem wäre der Verkauf die Voraussetzung dafür gewesen, dass Leoni die Ende 2022 fälligen Verbindlichkeiten hätte verlängern können: einen Corona-Kredit über 330 Millionen Euro und eine bilaterale Kreditlinie von 250 Millionen Euro.

Leoni wollte Business Group Automotive Cable Solutions (BGAM) an die thailändische Stark Corporation verkaufen, das hatte der Zulieferer im Mai 2022 verkündet. Der Deal sollte Leoni 442 Millionen Euro in die Kasse spülen. Doch kurz vor Weihnachten 2022 dann der Schock: Der Deal war geplatzt.

Leoni plant rechtliche Schritte

Stark habe „unerwartet“ sehr weitreichende Änderungen des Kaufvertrags verlangt, erklärte Leoni in einer Stellungnahme. „Trotz großer Kompromissbereitschaft seitens Leoni hat Stark eine Einigung abgelehnt und wird deshalb das Closing nicht vollziehen.“ Da keine vertragliche Grundlage für die Verweigerung bestehe, verhalte sich Stark nach Ansicht von Leoni vertragsbrüchig. Leoni will deshalb alle rechtlichen Maßnahmen zur Durchsetzung seiner Rechte gegenüber Stark ergreifen.

Indes: Wie erfolgreich das sein wird, ist fraglich. Thailand ist weit weg – und ein Gerichtsverfahren könnte sich lange hinziehen. So viel Zeit hat Leoni
nicht. Aus Finanzkreisen ist aber zu hören, dass der angeschlagene Automobilzulieferer ein Schiedsgerichtsverfahren nach deutschem Recht anpeilt.

]]>
Massiver Gewinneinbruch bei Leoni  https://www.finance-magazin.de/finanzierungen/restrukturierung/massiver-gewinneinbruch-bei-leoni-144237/ Mon, 13 Feb 2023 10:28:35 +0000 https://www.finance-magazin.de/?p=144237 Leoni hat 2022 einen erheblichen Gewinneinbruch erlitten

Leoni erleidet einen deutlichen Gewinneinbruch. Dem angeschlagenen Automobilzulieferer steht eine Wertberichtigung bevor – sie könnte im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.

]]>
Leoni hat 2022 einen erheblichen Gewinneinbruch erlitten

Leoni erleidet einen deutlichen Gewinneinbruch. Dem angeschlagenen Automobilzulieferer steht eine Wertberichtigung bevor – sie könnte im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.

Leoni hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) brach um fast 120 Millionen Euro auf 11 Millionen Euro ein. Im Vorjahr hatte das Ebit noch 130 Millionen Euro betragen. Das geht aus den vorläufigen, ungeprüften Geschäftszahlen hervor, die der Autozulieferer veröffentlicht hat.  

Der Umsatz lag demnach nahezu unverändert bei 5,1 Milliarden Euro. Der Verkauf der Geschäftseinheit Business Group Industrial Solutions (BG IN) in Höhe von 278 Millionen Euro hob den Free Cashflow auf 126 Millionen Euro, nachdem er im Vorjahr minus 12 Millionen Euro betragen hatte. 

Restrukturierung führt zu Wertberichtigungen 

Leoni befindet sich inmitten einer Restrukturierung. Das Unternehmen rechnet damit, dass deshalb ein erheblicher Wertberichtigungsbedarf entstehen wird. Dieser lasse sich aktuell nicht konkret beziffern. Leoni schließt nicht aus, dass es sich um einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag handeln könnte. Dieser Wertberichtigungsbedarf werde den operativen Gewinn belasten.  

In den vorläufigen Zahlen sei auch der Geschäftsbereich Business Group Automotive Cable Solutions (BG AM) enthalten, weshalb die Prognose aus dem November 2022 deutlich übertroffen würde. Die BG AM sollte ursprünglich an die thailändische Stark-Gruppe verkauft werden, die Mitte Dezember jedoch überraschend von dem Kauf zurücktrat. Der Deal war ein zentraler Teil von Leonis ursprünglichem Refinanzierungskonzept, mit dem geplanten Erlös von 442 Millionen Euro sollte ein Teil der Schulden zurückgezahlt werden. 

Ein Kapitalschnitt soll Leoni retten 

Aktuell hängt Leoni am Tropf der Konsortialbanken, die die ursprünglich zum 31. Dezember fälligen Kreditlinien prolongiert hatten. Der scheidende Unternehmenschef Aldo Kamper hatte gegenüber dem „Handelsblatt“ gesagt, die Banken würden bis Mitte des Jahres stillhalten. Dies bestätigten auch gut informierte Beobachter gegenüber FINANCE.  

Ein Kapitalschnitt der Aktionäre soll nun die Rettung bringen. Die langfristige Fortführung Leonis sei nur möglich, wenn Finanzverbindlichkeiten zur Entschuldung der Leoni-Gruppe in Eigenkapital mittels Debt-to-Equity-Swap oder etwa in nachrangige Besserungsscheine umgewandelt würden, hatte der Autozulieferer Anfang Februar mitgeteilt. 

Wegen der laufenden „konstruktiven, aber sehr anspruchsvollen Verhandlungen“ sei mit einer Verzögerung bei der Aufstellung des Jahres- und Konzernabschlusses 2022 und somit auch des Termins der Hauptversammlung zu rechnen 

Leoni hat sich mit Sanierungsexperte Ziems verstärkt 

Leoni steckt seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Zu hausgemachten Problemen kamen die Folgen der Corona-Pandemie hinzu. Staatshilfen sicherten damals die Finanzierung, die zum Jahreswechsel refinanziert werden sollte. Der Ukraine-Krieg war ein weiterer Schlag ins Kontor. Leoni hat dort zwei Produktionsstätten für Kabelbäume, teilweise waren die Lieferketten unterbrochen. Anfang des Jahres hatte Leoni den bekannten Sanierungsexperten Hans-Joachim Ziems als Chief Restructuring Officer (CRO) in den Vorstand berufen.  

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Leoni einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro, ein Ebit vor Sondereffekten im hohen zweistelligen Millionenbereich sowie einen ausgeglichenen Free Cashflow. Der Autozulieferer geht dabei von einer operativen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr aus, verursacht unter anderem durch ein optimiertes Working Capital – vorausgesetzt die Verhandlungen mit den Gläubigern können erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.  

]]>